Page 69 - Gehaltvoll 8.1
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Der ge|halt|volle Begriff 8.1:



        Findewissen //////////////////////////////////////////






        In der praktischen Arbeit wollen    prozess  einzulassen,  bei  dem  der   überprüft und verarbeitet wurde.
        Christliche Psychologen Modell-     Einzelfall zählt und er nicht einer   Und so liegt in ihnen eine Chan-
        vorstellungen und Konzepte zu       allgemeinen  Erklärung  unterwor-    ce,  im  konkreten  Einzelfall  eine
        menschlichem Erleben und  Ver-      fen wird.                            Art „Raumöffner“ für den speziel-
        halten nicht als Gebrauchsanwei-                                         len Dialog mit Gott zu sein. Das
        sung oder Reparaturvorschrift für   Ist dieses Vertrauen zu Gott und     Ergebnis dieses Dialogs ist jeweils
        den Menschen an sich und erst       die Bereitschaft zum Loslassen der   offen. Von der Aufforderung Got-
        recht nicht für den Einzelnen in    Konzepte zugunsten konkreter Be-     tes, alles beiseite zu stellen und sich
        seiner  besonderen  Individualität   gegnung und Führung gegeben,        auf einen radikalen Blindflug ein-
        und Kreativität nutzen.             können Konzepte uns dienen.          zulassen, bis zur Ermutigung, die
        Dennoch brauchen wir Konzepte       Dann kann unser Fragen an Gott,      im Konzept vorgegebene Rich-
        und erleben auch, dass sie hilfreich   unser Einstieg ins Gebet durch ein   tung zu beschreiten, ist alles drin.
        sind.                               breites  Wissen an Modellvorstel-    Im Letzten stehe ich immer vor
                                            lungen sogar zu einer größeren Of-   Gott und vor dem jeweiligen Ein-
        Um uns Begrenztheit und Sinn        fenheit gelangen, wir können auf     zelfall.
        von Konzepten bewusst zu ma-        Gottes Reden mit mehr Verständ-      Konzepte  sind  nicht  die  letzte
        chen, sprechen wir von Findewis-    nis reagieren.                       Messlatte, aber sie dienen mir als
        sen, das uns die Konzepte liefern:   Denn durch Konzepte als Finde-      Erkenntnishilfe, als Finderegel. Sie
        Sie geben eine Suchrichtung vor,    regel kennt man für bestimmte        geben die Richtung an, in der ich
        wie wir Menschen verstehen oder     Situationen mögliche Zusammen-       mit einer größeren  Wahrschein-
        einen therapeutischen Prozess be-   hänge, etwa zwischen aktueller       lichkeit etwas finden kann. Und
        ginnen können. Sie zeigen typi-     Störung und nicht aufgearbeite-      das nicht nur in der Praxis der Psy-
        sche  Wegmarkierungen auf, die      ter Vergangenheit, und weiß eine     chologie.
        Störung oder Heilung fördern und    mögliche Vorgehensweise.
        behindern.                          So beginnt man, auf diese Art in
        Doch sie sind nicht die Erklärung.   dieser Richtung zu suchen. Mit
        Um im konkreten Fall zu finden,     Hilfe einer erlernten Regelmäßig-
        was wirklich relevant ist, dienen sie   keit prüft man, was man für die
        nur als Landkarte zur ersten Orien-  konkrete Situation finden kann.
        tierung.
        Wir brauchen neben gutem Kon-       Konzepte deuten auf etwas Typi-
        zeptwissen  vor  allem  die  Bereit-  sches hin, das bereits in anderen
        schaft, uns als Person unter der    Fällen gefunden und nach christ-
        Führung  Gottes  auf  einen  Such-  lich-psychologischen    Kriterien




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