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Staun-Gedicht:
Wo ich gerne bin
Berge liebe ich aus der Ferne, am Horizont.
Auf ihren Höhen fehlt mir die Zeit,
mich sattzusehen.
Die anderen Gipfel locken mit ihrem Geheimnis
und ihren Tälern dazwischen.
Anders am Meer,
das Rauschen der Wellen setzt Träume frei,
die mich entführen.
Seine Weite zerbricht die kleinliche Enge meiner Unruhe
und zerrt den Unfrieden aus jeder Faser meines Lebens.
Doch es bleibt ein stilles Sehnen zurück.
Nur in der Heide atmet meine Seele gleichmäßig und still.
Die sandigen Wege kosten keine Kraft,
die Wurzeln, die sich vor mir quer legen,
genügen, um mich wach zu halten.
Im Hintergrund erzählen sich die Bäume und Sträucher ihre Geschichten.
Aber es ist vor allem die Luft und ihr Wind,
die in mir all mein Sehnen reinigt
und jeden Gedanken durchdringt
und so weit zurücknimmt,
dass das Lieben gelingt.
(Werner May)
8.1|2020
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